Über besitzen wollen
Wem gehören die Sterne? Wem gehört das Wasser, die Erde, die Luft? Wem gehören die Blumen, die Bienen und die Sonnenstrahlen, die alles beleben? Gehören meine Kinder mir?
Gibt es nur ein ganz klein wenig, das ich besitzen kann? Gibt es irgend etwas, das ich für mich beanspruchen kann, weil es allein durch mich entstanden ist? Gibt es wirklich irgend etwas, das jemandem gehören kann?
Wer gab mir mein Leben und meine Statur, meine Gedanken? Woher stammt mein Wissen?
Ursprünglich gehörte niemandem etwas.
Aber nach und nach entwickelte sich eine Gesellschaft des Sesshaften, in der es Menschen gab, die glaubten, dass in der Natur nicht alles von jedem gebraucht werden könne. So fixierten sie sich nicht nur selbat, sondern auch ihre Umgebung und schützten diese, oft mit Gewalt. Und die Umstände förderten dies. Diese Illusion des Besitzens setzte sich mehr und mehr durch und heute glauben die meisten Menschen, dass Besitz das Wichtigste sei im Leben, viele nehmen es sogar wichtiger als ihre Gesundheit und ihr Leben. Und weil diese Illusion "Besitz" immer verbunden ist mit der Angst ihn zu verlieren, leben wir heute in einer Welt der Angst.
Ist es nicht eine Tatsache, dass Geld nichts weiter ist, als geprägtes Metall, als bedrucktes Papier, verbunden mit der Illusion, etwas zu besitzen, mit dem ich alles kaufen kann? Menschen mit derartigen Illusionen können leicht geführt und verführt werden. Verbunden mit der Vorstellung von derjenigen Freiheit, die nichts weiter als das Gegenteil von der Unfreiheit geknechteter Völker ist, ist unser derzeitiges westliches Gesellschaftssystem ein ideales Instrument moderner Sklavenhaltung.
Gibt es in der Natur auch nur ein einziges Wesen, das etwas "besitzt"?
In der Natur ist alles frei und jeder kann alles benutzen, so wie er will. Der Apfel am Baum z. B. kann sorgsam gepflückt und für den Winter aufbewahrt werden, kann aber auch von der Kuh gefressen oder vom Wurm bewohnt werden. Wenn er ins Gras fällt, kommen Schnecken fressen ihn an oder unsere kleinen Helfer im Boden, Pilze und Bakterien lassen ihn wieder zu Erde werden.
Ist es nicht auch so, dass alles, was auch immer wir gerade benutzen, ursprünglich gratis von der Natur gegeben wurden? Die Rohstoffe für das Haus, das Erdöl für die Heizung, die Kleidung, das Essen aber auch die Bequemlichkeiten des Lebens: Auto, Flugzeug, Fernseher, die Schokolade oder das Glas Rotwein und selbst das Atomkraftwerk. Alles ist ursprünglich gratis und kein Wesen „hält die Hand auf“ für seine "Leistungen" und fordert etwas. Alles ist ursprünglich ausgerichtet auf die Harmonie des Miteinander.
Kann mir jemand erklären, wie das funktioniert, dass jemandem etwas "gehört", dass er es "besitzt"? Z.B. der Fisch, der frei im Meer schwimmt, wird plötzlich zum "Eigentum" des Fischers, nur weil er sich in dessen Netz verfangen hat? Ist das nicht lächerlich? Wie ist das möglich? Wie funktioniert das? Oder das Erdöl, das frei in der Erde lagert? Die Erdölkonzerne pumpen es aus der Erde, verschmutzen die Umwelt und verlangen dafür noch Geld, ist das nicht komisch? Das Obst, die Eier, die Milch, sogar das Fleisch, das die Tiere uns frei geben... und sogar mein Leben, ist das nicht alles gratis? Auch zu glauben, das Wissen, das ich mir „aneignen“ durfte gehöre mir, ist ja wirklich töricht. Habe ich es nicht frei bekommen von meinen Vorfahren, von meinen Eltern und Lehrern? Und die Anlagen, mir dieses Wissen anzueignen, habe ich die nicht auch gratis bekommen?
Und meine Gedanken, woher kommen sie wohl und gehören sie wirklich mir?
Künstler, Musiker, Wissenschaftler, Menschen mit besonderen Fähigkeiten können anderen Menschen große Freude bereiten mit Ihrer Begabung. Aber gehört ihre Befähigung wirklich ihnen? Konnten sie sich diese Fähigkeiten nicht deshalb weiter entwickeln aufgrund ihrer ererbten Fähigkeiten und dem Wissen, das unsere Vorfahren bis heute für uns angesammelt haben? Ist das nicht alles Ausdruck vom hohen Entwicklungsstand der Menschheit? In keinem Fall ist es das Verdienst eines Einzelnen, oder? Und meine Kinder, gehören sie wirklich mir??
Ist nicht Geld und Besitz (Ruhm, Ehre, Ansehen, Macht... ) eine scheinbar unauslöschbare Vorstellung, der die meisten Menschen nachjagen, wie Kinder den Seifenblasen? Auch wenn sie zerplatzen gibt man nicht auf und man läuft weiter im Laufrad des Lebens, wie ein Hamster. Das macht mich traurig. Diese sehr eigensinnige Denkweise der Menschen zerfrisst die Seele.
In der Natur ist alles für jeden, wie auch immer benutzbar, bedingungslos, voller Hingabe, mit fürsorglicher Nächstenliebe. Natürliches Leben ist Geben und Nehmen. Ein Gegeneinander ist da nirgendwo zu erkennen. Dies scheint ein Prinzip zu sein, auf dem die ganze Natur beruht, das sie so erfolgreich in den letzten Milliarden Jahren eingesetzt hat. Und dieses Prinzip wirkt auch in Dir und in mir weiter. Es ist das Prinzip der grossen Liebe.
Menschlichkeit ist die Basis der kommenden Gesellschaft, die Wahrheit, die Wahre Welt, die Welt der wahren Tatsachen und aller Menschen Glück, wird sich schlussendlich durchsetzen. Mit mir oder ohne mich, das ist ohne Bedeutung.