Miteinander reden

Kensan klein

 

 

Was kann „Miteinander reden können“ bedeuten?

 

Menschen sind doch Lebewesen, die miteinander reden; einer allein kann nicht "miteinander reden"

Jedes Wort, das wir kennen, ist in meinem Gehirn gespeichert, zusammen mit meiner subjektiven Sichtweise. Ebenso ist jeder Begriff neben meiner subjektiven Bedeutung beladen mit meinen subjektiven Gefühlen. So ist es schon im Alltag oft schwierig, sich mit Worten zu verständigen, weil jeder sich nur mit seinen subjektiven Vorstellungen verständlich machen kann und dies deshalb oft zu Missverständnissen führt.

Mit Worten versucht eine Person einer anderen sein Gefühl seine Gedanken, seinen Willen, seine Emotionen zu vermitteln. Das gegenseitige Gespräch ist also der Versuch das eigene Gefühl zu vermitteln und andrerseits der Versuch zu erfassen, was der andere fühlt. Dieses "gegenseitige Gespräch" ist die Grundlage der menschlichen Gesellschaft.

Anstatt auf die Worte des anderen zu reagieren, versuche ich, das Gefühl zu empfangen und zu akzeptieren, das der andere etwas vermitteln will. Ohne den Anderen abzutun (zu beurteilen), auch wenn mir seine Worte nicht gefallen.

Selbst wenn es sich um etwas sehr Wichtiges handelt oder um etwas, das ich überhaupt nicht zulassen kann, versuche ich für diesen Moment, meinen Willen und meine Emotionen beiseite zu legen (vorübergehend ausser acht zu lassen), um die Person verstehen zu wollen.

Ist ein gemeinsames Gespräch möglich, wenn Sie nicht die Absicht haben, Ihre Gefühle zu vermitteln und die Gefühle des anderen zu empfangen und zuzulassen? Kann ein gegenseitiges Gespräch so stattfinden? In Debatten und Konferenzen, in denen man darüber diskutiert was zu tun ist oder wie etwas zu lösen ist oder was gut ist oder schlecht, reagiert man oft auf die Worte des anderen oder man reagiert auf die Themen und Umstände. Wenn der andere eine abweichende Meinung oder einen abweichenden Gedanken äussert, empfangen wir dies sogar oft als einen Gedanken der Ablehnung, des Widerspruchs oder der Konfrontation. Wir halten dann unsere Meinung und unsere Gedanken für besser/wichtiger. Ein gegenseitiges Gespräch findet in diesem Zustand nicht statt.

Der Wunsch, "Ich werde die Gefühle des anderen so annehmen wie sie kommen" ist nicht vorhanden, genauso wenig, wie der Wunsch "Ich werde meine Gefühle mit Aufrichtigkeit vermitteln". Es ist ein Zustand, in dem man reagiert. In dem man nicht in der Lage ist, miteinander zu reden. Man legt den Fokus auf das eigen Denken, auf seine Vorurteile, auf Verantwortung, Verpflichtung, Gerechtigkeit, Moral usw.

 

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