Ich bin ein Wanderbursche, der seine Erfahrungen machen will
(aus dem Wanderschafts Tagebuch, von Yamagishi)
Seit ich leicht meine bisherige gläubige Auffassung vom Essenden abgelegt habe, geht es meinem Körper gut. Die meisten Leute übernehmen einfach, was sie von ihren Eltern gelernt haben, einfach täglich aufs neue, die althergebrachten Gewohnheiten praktizierend. Mein Freund und ich haben gleichzeitig unser Essensleben geändert von dem, was allgemein mit dem gesunden Menschenverstand angenommen wird. Wir teilen uns immer neuen Leuten mit, die die neue Art zu essen immer mehr übernehmen. Woher kommt das wohl? (Es ist noch zu früh, konkrete Dinge über das neue Essensleben zu veröffentlichen. Wir üben jetzt praktisch aus. Was ist gut zu essen, um eine gute Verdauung zu haben, damit der Körper im Inneren gesund bleibt, dass das Körpergefühl gut ist, dass es Magen und Darm behaglich wohl ist?
Ich habe richtig am eigenen Körper die Freude am Arbeiten nicht für Geld erfahren. (Es ist wie Spiel), weder am Lohn noch an Prämien denkend. Wohin ich auch immer gehe, es ist mein Haus, wo ich ohne Geld essen und bleiben kann. Auch ohne Geld habe ich immer etwas zum Anziehen, auch Regenschirm und Mantel auch Fahrrad sind immer da, wenn ich es brauche. Auch wenn ich keinen Wein trinke, kann ich ihn annehmen, wenn es mir offeriert wird. Auch Frauen brauche ich nicht, denn in der Heimat wartet meine teure Frau, worauf ich mich freue.
Ich habe deutlich erkannt, dass ich es selber bin, der seine eigene Welt weit oder eng macht. Nicht den anderen dazu bringen will, jeden zu mögen und zu lieben, sondern selber fähig werden, die Menschen zu lieben nicht nur darüber sprechen sondern es tun, kam deutlich zum Vorschein.
Alle Menschen und alles ihm Umgebende lieben können, so eine Handlungsweise will ich entwickeln. Wen auch immer lieben zu können, das zu lieben, was ich jetzt gerade tue, das ist die eigentliche wahre Lebensart. Es scheint die wahre Mentalität, die wahre Psyche des Menschen zu sein.
Es gibt immer und überall etwas zu tun. Ich brauche mir keine Sorgen wegen Arbeitslosigkeit zu machen.
"Ich habe es noch überhaupt nicht geschafft", so eine Denkweise ist völlig ungenügend und auch zu nachsichtig mit mir selbst. Es ist wie die enge Welt des Frosches, der im tiefen Brunnen lebt. Wohin auch immer ich gehe, mich selber flachdrücken mit solchen Gedanken, so wird mein Kopf nicht aus der Enge des Brunnens herauskommen.
Ich höre vollständig auf mit dem Rauchen. Auf dieser Basis werde ich andere Dinge realisieren können. Als mein Freund mir Zigaretten von verschiedenen Marken brachte, konnte ich ihm sagen, dass ich aufgehört habe damit. "Ah so", meinte er, "dann höre ich auch auf damit!" und er liess die eben angerauchte Zigarette sofort los. Er versorgte die Zigaretten an einen Ort, wo sie keiner mehr sehen konnte. Es ist sehr schwierig, die anderen zum Aufhören zu bringen, aber selber zu stoppen ist eine einfache, leichte Sache. Wenn dich denke: "Hören wir auf damit!" ist es am einfachsten es auch sogleich zu tun. Welche Sache auch immer - es sofort tun! Wenn es notwendig ist, kann ich mir auch augenblicklich das Ohr abschneiden. Mit dem Rauchen nicht erst aufhören, wenn ich die eben angesteckte Zigarette ausgeraucht habe, sondern sofort, wenn ich mich dazu entschieden habe.
Mit Körper, Herz und Geist überlegen, was ich alles tun will und es dann doch nicht tun , ist eine komische Sache.
Statt sich selber zu lenken und zu zügeln, die anderen weisen zu wollen, mit dieser ausgefallenen Denkweise wollen wir aufhören! Wer Dinge, die er tun will, nicht realisieren kann, gehört zur Sorte der Erfolglosen. Wer es durch den Körper probiert und versteht, der hat Erfolg.
Die anderen Leute zu irgend etwas bringen zu wollen und unzufrieden zu sein, wenn sie nicht so handeln wie erwartet, damit wollen wir aufhören. Wenn wir krank werden, betrübt und niedergeschlagen zu sein, lasst uns damit aufhören.
Wenn wir mit etwas aufhören wollen und es dann doch nur schrittweise und zögernd tun, ist das noch nicht der echte Weg. Wie ein wirklicher Mann die beschlossene Sache sogleich herzhaft ausführen, so wird nichts zurückbleiben und gute, erfreuliche Gefühle werden sich einstellen. Sich als Mann so unentschlossen zu verhalten, ist absolut tabu.
Ich bin überrascht, wie weit meine Reisfelder sind. Ich kann mich nicht erinnern, gesät zu haben, aber das Getreide und der Raps stehen in voller Farbpracht. Ich kann mich nicht erinnern jemanden darum gebeten zu haben und ich habe niemanden gesehen, aber die Ittai-Familie hat bereits mit der Getreideernte begonnen. Ich bekam so richtig Lust, auch mitzumachen. Im Weg zwischen den Feldern lag eine Sichel und ich begann sogleich mit Schneiden mit dem Gefühl von "Danke" an die anderen. Dann hiess es streng: "Komm zum Mittagessen!"
Ich hatte kaum von Herzen "vielen Dank" gesagt, da hiess es genauso streng zum Abendessen kommen, ins Bad gehen und die weiche Matte im Zimmer zum Schlafen brauchen. Bei mir Zuhause habe ich noch kaum jemand einmal "Danke" sagen hören. Und hier gab es auch soviel verschiedene gute Sachen zu essen die ich zu Hause auch gerne bekommen möchte. Aber wir haben ja kein Geld und so werden sie mir wohl fehlen. Aber es ist ja auch keine gute Gesundheit jeden Tag so üppig zu essen. Bescheidenes Essen bekommt einem besser.
Sich grenzenlos zu bewegen, macht hungrig. "Iss noch mehr, iss noch mehr!" werde ich aufgefordert. Der Bauch spannt sich und die Lider werden schwer. Früher hatte ich meine Nervenschwäche und Schlaflosigkeit, jetzt gehe ich, wohlig erschöpft, immer schnell in das Land der Träume spazieren. Wohin ist wohl meine Neurose von früher verschwunden, so sehr ich suche, ich kann sie nicht finden! Ah, ihr alle miteinander, verkauft so schnell ihr könnt, alle Aktien der pharmazeutischen Gesellschaften, sie werden so überflüssig werden!
Einen Tag hier zu verbringen, den anderen dort, überall hinzugehen, wo es mich hintreibt, all abendlich die Schlafmatte zu wechseln, weder putzen noch waschen mehr nötig zu haben; auch neue Methoden des Reis- und Getreideanbaues zu erlernen, alles kommt mir vor wie ein Spiel!
Ich pflanze wie die Mädchen Reis, arbeite im Geschäft wie die Landangestellten, bin auf dem Bau, wie die Erdarbeiter, lege als Gelegenheitsarbeiter bei was auch immer Hand an. Wo auch immer ist mein Haus, mein Feld, mein Berg, mein Acker, meine Fabrik, mein Geschäft, mein Lagerhaus. Im Lagerhaus hat es Reis und wieviel Geld auch immer, und überall heisst es, komm wieder wie lange du auch magst, wann auch immer du magst! Komm unbedingt zu unserem Fest im August und zum Neujahrsfest, wir warten alle! Wie ein ewiger Wanderer hierhin, dorthin, ohne festes Nest. Unterwegs für das Glück aller Menschen gibt es kein „nicht vom Fleck kommen“. Meine eigene Welt verbreitet sich ins Unendliche. Ausschliesslich die behagliche Welt.
(Wenn bei mir nur ein Spürchen Selbsthaftung von der Grösse eines Mohnsamens übrigbleibt, falle ich wieder schnurstracks in die gewöhnliche irdische Welt.)
Unter keinen Umständen zweifeln!